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MEINOLF MÜCKSHOFF (1908-1991) 703 Dieser hatte an das Kloster ein Papier geschick:t mit Fragen zur Synodenvorlage ,,Die Orden und andere geistliche Gemeinschaften - Auftrag und pastora.le Dien– ste heute" 50 • Die Fragen sollten im Konvent durchgesprochen werden und dann eine Antwort an das Ordinariat erfolgen. Stattdessen kam es offenbar in Deggin– gen nicht zu dem von P. Meinolf ersehnren Dialog, sondern der Guardian über– reichte die Fragen an Meinolf, damit dieser sie beantworte. So versteht man die Resignation, die aus dem Beginn des 7-seitigen Schreibens spricht. Wichtige Ab– schnitte daraus, welche die Auffassung P. Meinolfs zur Theologie und zum Stand des Ordenslebens spiegeln, seien zitiert: Hochwürdiger Herr Weihbischof, (...) Ich habe schon früher aufWunsch meines Provinzoberen die genannte Vorlage durchgearbeitet und sie als Grundlage einer eventuellen Diskussion für guc befonden, zumal sie auch zu weiteren Diskussionen in den einzelnen Gemeinschafren anregen sollte. Wiewohl die jetzt übersandten Fragen wiederum eine Anregung boten, wesentliche Fra– gen durchzusprechen, kam auch jetzt wie früher keine Aussprache zustande. So wollen nachfolgende Antworten nur als personliche Meinung verstanden werden, wiewohl ich ihnen eine gewisse Objektivitat beimesse. (...) Die in der Vorlage gekennzeichnete Situa– tion entspricht der Wirklichkeit weitgehend. Es ist wahr, dass sich gar mancher Mitbruder der mittleren wie alteren Generation gewisserma.Gen um seinen Lebenssinn betrogen fühlt. (...) Sie leiden am Fehlen jeglichen religiosen Gemeinschaftslebens, so dass gerade noch der Tisch und das gemeinsame Haus die einzigen Zeichen der Gemeinschaft sind. Dieses Gefühl des Betrogenseins wird noch verstarkt durch das Gefühl, für bestimmte Seelsorgsaufgaben untauglich zu sein, die sich eine jüngere Generation vorbehalten hat, wiewohl das Studium wie das Wissen dieser alteren Generation gründlicher und besser ist als das der jüngeren. (...) Hier handelt es sich nicht um ein Generationsproblem, sondern um die Auffassung des Ordenslebens überhaupt als religioses Gemeinschaftsleben, das eine spezifisch religiose Pragung hat. Hier sehe ich den wesentlichen Grund für das Ausbleiben fast jeden Nachwuchses. Ein junger Mensch sieht bei uns kein religioses Gemeinschafts– leben. Somit glaube ich, dass die letzte Ursache der Ordenskrise bei den Orden selber liegt. Sie haben weder die geistige noch die moralische Kraft aufgebracht, ihren Idealen eine Form zu geben, die diese Ideale für heute durchsichtig und einsichtig macht. Das fran– ziskanische Lebensideal fordert einen gro.Gen Verzicht an Lebenskomfort und identifiziert sich nicht mit gewissen theologischen und soziologischen Auffassungen, von denen unsere sogenannte franziskanische J ugend infiziert ist. (...) In der Vorlage finde ich meine Beru– fung zum Ordensstand im allgemeinen wieder, freilich nicht meine spezifisch franziska- 50 Die endgültige Fassung des Synoden-Papiers findet sich in Gemeinsame Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland. Beschlüsse der Vollversammlung. Offizielle Ge– samtausgabe, Freiburgi. Br. 1976, 549-580.
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